IBC – Materialien mit ultraschnellen Ionen bearbeiten
Welche Eigenschaften besitzt ein Werkstoff auf mikroskopischer Ebene? Aus welchen chemischen Elementen setzt er sich zusammen? Und wie lässt sich ein Material für eine bestimmte Anwendung passgenau verändern? Das sind Fragen, auf die das „Ion Beam Center“ am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf Antworten findet – mit hochpräzisen Ionenstrahlen.
-
Ort:
Dresden -
Anzahl Forschende:
340 Nutzerinnen und Nutzer pro Jahr -
Beteiligte Länder:
Deutschland (Bund / Freistaat Sachsen) -
Ziel:
Materialien untersuchen und verändern -
Anwendungsbeispiel:
Entwicklung energieeffizienter Datenspeicher -
Gerätetyp:
Ionenbeschleuniger und -implanter -
Messmethode:
Analyse mit Ionenstrahlen -
Untersuchungsobjekt:
Festkörper -
Bauphase:
1980er Jahre -
Rechtsform & beteiligte Institutionen:
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf -
Größe:
40 Experimentierplätze in mehreren Laboren -
Experimentdetails:
Ionenenergie: 10 Elektronenvolt bis zu 60 Megaelektronenvolt
Welche Erkenntnisse das IBC liefert
Ein wahres Multitool in der Materialforschung ist das IBC – das Ionenstrahlzentrum des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf HZDR. Die Nutzerinnen und Nutzer aus Wissenschaft und Wirtschaft führen dort Experimente aus ganz verschiedenen Disziplinen durch: Halbleitertechnik, Geologie, Kosmologie, Umwelt- und Klimaforschung. Neue Materialien entwickeln und analysieren, bekannte Materialien verändern und ihnen neue Funktionen geben – diese Ziele stehen im Vordergrund, wenn Forschende die Ionenstrahlen am IBC verwenden. Damit ist es ein wichtiges Werkzeug für die Elektronik der Zukunft, neue effizientere Solarzellen und innovative optische Materialien für flache Bildschirme.
Wie das IBC funktioniert
Alles am IBC dreht sich um Atome, denen ein oder mehrere Elektronen fehlen. Infolgedessen sind sie positiv geladen, man spricht von Ionen. Mithilfe der Instrumente am Ionenstrahlzentrum beschleunigen und bündeln die Forschenden diese Ionen zu einem sogenannten Ionenstrahl. Einen solchen Ionenstrahl können sie aus einer Vielzahl von Elementen herstellen. Vom leichten Helium bis zum fünfzigmal schwereren Gold oder Blei verwenden sie die verschiedensten Atome für ihre Experimente.
Trifft ein Ionenstrahl auf eine Oberfläche, kann er verursachen, dass dort Röntgenstrahlung heraustritt. Betrachtet man diese Strahlung, so lässt sich herausfinden, welche Atome die Oberfläche spicken. Doch um Oberflächen nicht nur zu analysieren, sondern auch gezielt zu verändern, sind Ionen ein geeignetes Werkzeug. Sie polieren Oberflächen oder rauen an exakt definierten Stellen auf. Oder sie lassen sich implantieren. Dabei verändern Ionen die Eigenschaften des Materials. Sie machen es zum Beispiel an bestimmten Stellen leitfähig oder reflektieren bestimmte Farben. Dadurch ermöglicht das IBC den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, multifunktionale und innovative Bauteile zu entwickeln.
Wer am IBC beteiligt ist
Das Ionenstrahlzentrum gehört zum Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. Damit ist es Teil der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren und eng mit einer Vielzahl an Forscherinnen und Forschern vernetzt. Jedes Jahr nutzen rund 340 Gäste die Anlage für ihre Forschung und Entwicklung.
Besonders bemerkenswert: Etwa die Hälfte der Strahlzeit geht an die Wirtschaft. Sie nutzt das IBC, um anwendungsnah Materialien weiterzuentwickeln. Zum Beispiel dotieren Elektronikunternehmen ihre Bauteile, um maßgeschneiderte Halbleitermaterialien herzustellen oder Kamerasensoren zu fertigen.
Was gerade am IBC passiert
Das Ionenstrahlzentrum bietet zuverlässig Ionenstrahlen aus fast allen stabilen Elementen. Die Energie der Ionenstrahlen können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus einer Bandbreite von sieben Größenordnungen einstellen. Das IBC zieht eine Vielzahl an Nutzerinnen und Nutzern aus Industrie und Wissenschaft an. Ebenso vielfältig wie die Nutzerschaft sind auch die Resultate, die aus den Experimenten hervorkommen – zum Beispiel für die Mikroelektronik.
Dünne Graphenschichten mit Ionen beschießen, winzige Indiumarsenid-Kristalle herstellen und Diamanten nanometergenau gravieren – all dies sind Erfolge, die zeigen, welches Potenzial in der Forschung am IBC steckt.
zuletzt aktualisiert: Mai 2023